Der 78-jährige Münchner Liedermacher Konstantin Wecker wird seine Bühne für monatelang verlassen müssen. Nach jahrelangen, schleichenden Nervenschäden in den Händen – besonders stark in der linken – hat er alle 14 geplanten Konzerte seiner "Lieder meines Lebens"-Tour für November 2025 abgesagt. Dazu gehören Termine in Berlin, Koblenz, Saarbrücken, Arnsberg, Biberach an der Riß, Heilbronn und Ilmenau. Kurz danach folgten auch die Dezember-Auftritte in Graz (2. Dezember) und Wien (6. Dezember). Die Ursache? Eindeutig: Nervenschäden, die er selbst auf jahrelangen Alkoholmissbrauch zurückführt. Seit drei Jahren ist er trocken – doch die Schäden sind irreversibel.

"Ich kann kaum noch Klavier spielen"

Ende August 2025 erklärte Wecker der Süddeutschen Zeitung, die Symptome hätten sich "schleichend von Woche zu Woche verschlechtert". Anfangs hielt er sie für "schlechte Tage". Mittlerweile kann er kaum noch Klavier spielen. "Nur ganz einfache Melodien" seien noch möglich, sagte er. Der Pianist, der einst mit feinster Nuance Texte von Brecht und Biermann begleitete, muss nun auf das Instrument verzichten – ein schwerer Schlag für einen Künstler, dessen Musik untrennbar mit seiner Handfertigkeit verbunden ist. Sein langjähriger Wegbegleiter, der Pianist Jo Barnikel, wird die Konzerte zwar weiterhin begleiten, doch Wecker selbst kann kaum noch die Tasten berühren. Die Tour, die persönliche Einblicke in über 50 Jahre Schaffen bot – von "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist" bis zu "Die Irren" – wird nun zur Erinnerung.

Was kommt nach der Pause?

Die Absagen sind kein vorübergehendes Aussetzen. "Es gibt keine Aussicht auf Heilung", betont Wecker. Die Ärzte haben ihm klargemacht: Die Nerven sind geschädigt, die Muskulatur in den Fingern atrophiert. Er wird mindestens einen Monat lang nicht auftreten können – aber wahrscheinlich viel länger. Die Veranstalter prüfen Ersatztermine, doch der Tourplan für 2026 ist bereits voll. Die wecker.de-Website versichert: Wer Tickets gekauft hat, bekommt das Geld zurück, wo er es gekauft hat. Falls es keine Nachholtermine gibt – und das ist wahrscheinlich – bleibt es bei der Rückerstattung.

Dennoch: Wecker hat nicht aufgehört. Ab dem 1. September 2025 sind bereits VVK-Links für die 2026er Tour "Der Liebe zuliebe" freigeschaltet. Ein Zeichen? Vielleicht. Oder ein letzter Versuch, sich selbst zu beweisen, dass er noch da ist – auch wenn seine Hände ihn nicht mehr tragen.

Eine dunkle Vergangenheit kehrt zurück

Eine dunkle Vergangenheit kehrt zurück

Während die Musikwelt um die Gesundheit von Wecker trauert, bricht eine andere Wahrheit ans Licht. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass der Musiker vor rund 15 Jahren eine Beziehung zu einer damals 16-jährigen Schülerin hatte. Sie hatte ihn nach einem Konzert kennengelernt. In Chatnachrichten, die nun öffentlich wurden, bezeichnete er sie als "kleines Reh" und schrieb: "Ich würde vor Geilheit fast zerspringen". Die Frau, heute 30, sagt, sie habe Jahre gebraucht, um die Erfahrung zu verarbeiten. Noch heute werde sie therapeutisch behandelt.

Wecker ließ über seinen Anwalt sagen: "Ich möchte die betroffene Frau um Entschuldigung bitten." Er räumte ein, damals unter schwerer Alkoholabhängigkeit gelitten zu haben – und die Beziehung rückblickend als "moralisch gänzlich unangemessen" zu erkennen. Es ist kein Geständnis, das die Schuld löst. Aber es ist ein erster Schritt – und ein schwerer. Viele Fans fühlen sich betrogen. Andere sehen in Wecker einen Mann, der endlich die Konsequenzen seiner Vergangenheit anerkennt – auch wenn es zu spät ist.

Warum das alles so schwer wiegt

Warum das alles so schwer wiegt

Konstantin Wecker war nie nur ein Sänger. Er war die Stimme einer Generation, die nach Wahrheit suchte – in der Politik, in der Liebe, im Alkohol. Seine Lieder trugen den Schmerz der 70er-Jahre, den Zorn der Studenten, die Hoffnung der Friedensbewegung. Seine Stimme war rau, aber ehrlich. Seine Texte, manchmal poetisch, manchmal brutal, waren Spiegel der Gesellschaft. Und jetzt? Jetzt ist er ein Mann, der sich selbst verliert – in den Folgen seiner Sucht, in der Last seiner Vergangenheit.

Die Musikwelt fragt sich: Wird er jemals wieder auf die Bühne zurückkehren? Kann er das? Selbst wenn er könnte – wird das Publikum ihn noch akzeptieren? Diese Frage bleibt offen. Aber eines ist sicher: Die Konzerte von November und Dezember 2025 werden nicht stattfinden. Und die Stille, die danach kommt, wird lauter sein als jeder Song.

Frequently Asked Questions

Warum kann Konstantin Wecker nicht mehr Klavier spielen?

Wecker leidet unter schweren Nervenschäden in den Händen, besonders in der linken, die sich seit Ende 2024 schleichend verschlechtert haben. Er führt sie auf jahrelangen Alkoholmissbrauch zurück. Die Schäden sind irreversibel; er kann nur noch ganz einfache Melodien spielen, keine komplexen Passagen mehr. Selbst das Halten eines Stiftes fällt ihm schwer.

Wurden die Konzerte verschoben oder nur abgesagt?

Die Veranstalter prüfen Ersatztermine, doch der Tourplan für 2026 ist bereits voll besetzt. Falls keine Nachholtermine gefunden werden – was wahrscheinlich ist – werden die Eintrittsgelder vollständig erstattet. Die Tickets wurden über verschiedene Anbieter verkauft, daher erfolgt die Rückerstattung über den jeweiligen Kassenanbieter.

Wie reagiert die Öffentlichkeit auf die Enthüllung über die Beziehung mit einer Minderjährigen?

Die Reaktionen sind gespalten. Viele Fans sind enttäuscht, da Wecker als moralische Stimme galt. Andere sehen in seiner Entschuldigung einen ersten Schritt zur Verantwortung. Die betroffene Frau, heute 30, leidet noch heute unter seelischen Folgen und wird therapeutisch betreut. Die Medien sehen darin einen weiteren Fall von Machtmissbrauch in der Kulturindustrie.

Ist Konstantin Wecker wirklich trocken?

Ja. Wecker gibt an, seit drei Jahren vollständig trocken zu sein – ein bemerkenswerter Schritt, angesichts seiner jahrzehntelangen Abhängigkeit. Er hat sich in Interviews mehrfach zu seiner Sucht bekannt und sie als zentralen Faktor für seine gesundheitlichen und moralischen Fehlentscheidungen benannt. Sein aktuelles Engagement für eine bessere Zukunft ist ehrlich – aber auch unvollständig.

Wird es eine neue Tour geben?

Ja. Die VVK-Links für die 2026er Tour "Der Liebe zuliebe" sind bereits ab 1. September 2025 freigeschaltet. Ob Wecker persönlich auftreten wird, bleibt offen. Möglicherweise wird er nur als Sprecher oder in begrenzten Auftritten mit Begleitmusik auftreten – aber nicht als Pianist. Die Tour könnte zu einer Art Abschied werden.

Was bedeutet das für die deutsche Liedermacher-Szene?

Wecker war eine Ikone – einer der letzten großen Stimmen der politischen Liedermacher-Bewegung. Sein Ausfall hinterlässt eine Lücke, die kaum zu füllen ist. Junge Künstler wie Loredana oder Nils Ruzicka tragen andere Themen, aber nicht die gleiche poetische Tiefe. Sein Abschied markiert das Ende einer Ära: Die Generation, die mit Musik gegen die Macht kämpfte, verabschiedet sich – mit gebrochenen Händen und ungelösten Schuldfragen.