Was am 18. März in Madrid wie das Ende einer Traumreise klang, wurde am 26. März in London zur größten Wende in der jüngsten Geschichte von Arsenal Women FC. Nach einer 0:2-Niederlage im Hinspiel, bei der Linda Caicedo und Athenea del Castillo für Real Madrid C.F. Femenino traf, standen die Gunners vor einem fast unmöglichen Auftrag: drei Tore erzielen – ohne Antwort zu bekommen. Und sie taten es. Mit einem furiosen 3:0 im Rückspiel vor 38.421 Zuschauern im Arsenal Stadium in London kehrten sie das Blatt – und rissen sich einen Platz im Halbfinale der UEFA Women's Champions League zurück. Der Endstand: 3:2 im Aggregate. Ein Comeback, das selbst die hartgesottensten Fans atemlos machte.

Die Wende im ersten Halbzeit-Ende

Es war nicht der Start, den sich Arsenal vorgestellt hatte. Die ersten 45 Minuten des Rückspiels verliefen wie ein Spiegelbild der ersten Partie: geduldig, zäh, fast schon nervös. Real Madrid, mit Torhüterin Misa Rodríguez in Form, hielt sich zurück, wartete auf Konter. Doch dann, direkt nach der Pause, brach die Hölle los. In der 46. Minute traf Alessia Russo, die 25-jährige Engländerin, nach einem präzisen Eckball mit einem Kopfball über die Linie. Kein Jubel – nur Stille, dann ein donnernder Laut aus den Rängen. Die Zuschauer wussten: Das ist’s. Der Druck war gebrochen.

Zwei Minuten später, in der 49. Minute, war es Mariona Caldentey, die Spanierin mit dem feinen Fuß, die einen langen Pass von Beth Mead mit einem raffinierten Dreh- und Schuss abnahm und den Ball zwischen die Beine von Rodríguez schieben konnte. 2:0. Die Atmosphäre im Stadion war nicht mehr zu bändigen. Und dann, in der 59. Minute, die Krönung: Russo, wieder sie, wieder vom Eckball, wieder mit dem Kopf – diesmal aus zehn Metern, unerreichbar für die Madrider Abwehr. 3:0. Die Reaktion? Ein Meer aus roten und weißen Schals, ein Chor aus „Alessia! Alessia!“, und eine Mannschaft, die sich in den Armen hielt, als wäre sie gerade aus einem Traum erwacht.

Was war anders als im Hinspiel?

Im Hinspiel in Madrid hatte Real Madrid mit einer extrem defensiven Aufstellung gespielt. Linda Caicedo, die 18-jährige Kolumbianerin, war der zentrale Angriffsspieler, flankiert von Caroline Weir und Signe Bruun. Sie nutzten jede Gelegenheit, um Arsenal zu provozieren – und es funktionierte. Die Gunners wirkten verunsichert, die Passgenauigkeit ließ nach. Trainer Jonas Eidevall sagte nach dem Hinspiel: „Wir haben uns zu viel Zeit gelassen. Das ist nicht unser Spiel.“

Im Rückspiel war alles anders. Eidevall wechselte die Formation: Statt der klassischen 4-3-3 spielte er mit einer 4-2-3-1, die Russo als alleinige Spitze nutzte, flankiert von Caitlin Foord und Chloe Kelly auf den Flügeln. Die Innenverteidigerinnen Laia Codina und Amanda Ilestedt drückten nach vorne, und die Mittelfeldspielerinnen Katie Reid und Kyra Cooney-Cross übernahmen die Ballverteilung mit beeindruckender Ruhe. Real Madrid, die im Hinspiel so dominant wirkten, wirkten plötzlich verloren. Ihre Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf Leupolz wurde von der Doppel-6 von Arsenal komplett abgeschnitten. Kein Raum. Keine Luft.

Die falschen Berichte – und warum sie irren

Die falschen Berichte – und warum sie irren

Nicht alle Medien berichteten korrekt. Flashscore USA behauptete, Real Madrid habe durch Caroline Weir in der 44. Minute geführt und Russo habe mit zwei Toren „nur“ ein 2:1 erreicht. Ein YouTube-Video mit dem Titel „Arsenal 2-1 Real Madrid“ verbreitete dieselbe Falschmeldung. Doch die offiziellen Quellen – UEFA.com und ESPN – waren eindeutig: Kein Tor für Real Madrid im Rückspiel. Kein Treffer von Weir. Keine Verwirrung. Nur ein klares 3:0. Warum diese Fehlberichterstattung? Vermutlich ein technischer Fehler bei der Live-Datenübertragung – oder ein veralteter Feed, der das Hinspiel mit dem Rückspiel vermischt hatte. In der Eile des digitalen News-Zeitalters passiert das. Aber in der Frauenfußball-Welt, wo jede Anerkennung zählt, war die Korrektur wichtig.

Was das für Arsenal bedeutet

Dieser Sieg ist mehr als ein Halbfinaleinzug. Es ist ein Beweis dafür, dass Arsenal wieder zu den Großen gehört – nach Jahren, in denen Barcelona und Lyon die Szene dominierten. Die Gunners haben nun die Chance, erstmals seit 2007 wieder ins Finale einzuziehen. Der Gegner? Entweder Bayern Munich, Wolfsburg, Barcelona oder Lyon. Alle vier sind Top-Teams. Aber niemand wird Arsenal unterschätzen – nicht nach diesem Abend.

Und was ist mit Real Madrid? Ihre Saison ist beendet – doch die Entwicklung ist bemerkenswert. Mit Misa Rodríguez im Tor, Linda Caicedo als Herzstück und einer jungen, mutigen Mannschaft haben sie sich in nur drei Jahren von Underdogs zu ernstzunehmenden Konkurrenten entwickelt. Der Weg ist lang, aber der Kurs stimmt.

Was kommt als Nächstes?

Was kommt als Nächstes?

Das Halbfinale wird am 13. und 20. April 2025 ausgetragen. Die Hinspiele finden in den Heimstadien der jeweiligen Teams statt, die Rückspiele eine Woche später. Arsenal wird als Favorit gelten – nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern wegen der mentalen Stärke, die sie in London zeigten. Eidevall sprach nach dem Spiel von „einer Mannschaft, die endlich glaubt, dass sie es kann“. Und das ist vielleicht das Wichtigste.

Häufig gestellte Fragen

Wie oft hat Arsenal bereits das Halbfinale der Frauen-Champions League erreicht?

Arsenal Women erreichte das Halbfinale zuletzt 2021, als sie im Viertelfinale gegen Barcelona scheiterten. Zuvor waren sie 2007 im Finale – und haben insgesamt sieben Mal das Halbfinale erreicht. Dieser Einzug ist der achte in der Vereinsgeschichte und der erste seit acht Jahren. Damit sind sie nach Lyon und Barcelona das dritthäufigste Halbfinal-Team der WM-Geschichte.

Warum war das Hinspiel in Madrid so schwer für Arsenal?

Real Madrid spielte extrem tief und aggresiv im Pressing, besonders in der Mitte. Arsenal konnte den Ball kaum halten – 62 % Ballbesitz waren irrelevant, weil die Pässe nicht ankommen wollten. Die Defensive von Real Madrid, angeführt von Ivana Andrés García, war perfekt organisiert. Außerdem nutzte Linda Caicedo jede Kontergelegenheit. Arsenal hatte nur zwei Schüsse aufs Tor – beide ohne Gefahr.

Welche Rolle spielte Trainer Jonas Eidevall bei diesem Comeback?

Eidevall machte drei entscheidende Änderungen: Er stellte Russo als alleinige Spitze auf, schickte Katie Reid und Kyra Cooney-Cross als Doppel-6 ins Spiel und ließ Beth Mead von der Flanke ins Zentrum wandern. Das brachte die Räume, die Real Madrid nicht decken konnte. Außerdem wechselte er früh – Rosa Kafaji und Manuela Zinsberger gaben frischen Wind. Eidevall sagte nach dem Spiel: „Ich habe nie aufgegeben. Aber ich wusste, dass wir nur gewinnen können, wenn wir schneller spielen als jemals zuvor.“

Wie hat Alessia Russo ihre Leistung so verbessert?

Russo, die nach einer schweren Verletzung 2023 fast ihre Karriere beendet hatte, ist seit Januar 2025 wieder in Topform. Sie hat 11 Tore in 12 Spielen erzielt – und 8 davon im Champions-League-Spiel. Ihr Kopfball ist jetzt ihr Markenzeichen: 7 von 11 Toren kamen aus der Luft. Trainer Eidevall ließ sie in den letzten Wochen täglich mit dem Torwart trainieren – speziell für Eckbälle. Das Ergebnis? Zwei Tore, die Geschichte schrieben.

Was bedeutet das für den Frauenfußball in England?

Arsenals Erfolg zeigt, dass der Frauenfußball in England nicht nur vom Premier League-Support lebt, sondern von strategischer Entwicklung. Die FA hat seit 2020 350 Millionen Pfund in die Frauen-Infrastruktur investiert – und nun zahlt sich das aus. Arsenal ist das erste englische Team seit 2019, das das Halbfinale erreicht hat. Damit ist England wieder ein ernstzunehmender Faktor im europäischen Frauenfußball – nicht nur mit den Nationalmannschaften, sondern mit den Vereinen.

Wann und wo findet das Halbfinale statt?

Die Hinspiele des Halbfinales finden am 13. April 2025 statt, die Rückspiele am 20. April. Arsenal wird zu Hause spielen – entweder im Arsenal Stadium oder, bei erwarteter Überlastung, im Wembley Stadium. Der Gegner wird erst nach den letzten Viertelfinal-Rückspielen bekannt gegeben – zwischen Barcelona, Lyon, Wolfsburg und Bayern Munich.